In diesem Moment

Lass dich inspirieren, im Moment zu leben

von Leo Babauta

Wie oft schon hast du etwas gegessen und den Geschmack des Gerichts nicht wirklich wahrgenommen? Oder du hast Besorgungen gemacht oder bist mit dem Auto gefahren – ohne es überhaupt richtig wahrzunehmen. Unsere Tage ziehen oft an uns vorbei, während wir im Geist woanders sind.

Eine meiner Lieblingsmethoden, Glück zu finden und Stress zu vermeiden ist es, im Moment zu leben – auch als Achtsamkeit bekannt. Es ist eine der Grundlagen buddhistischer Praxis, aber es geht hierbei nicht notwendigerweise um Meditation an sich – es geht eher darum, der eigenen Handlungen, Gedanken und Wahrnehmungen gewahr zu sein, inmitten unserer täglichen Verrichtungen.
Tatsächlich lebt niemand immerzu im Moment – ich denke nicht, dass das möglich ist. Einige Menschen haben durch Übung gelernt, häufiger und länger im Moment zu sein als die meisten von uns, aber es wird immer Zeiten geben, in denen du dir Sorgen um die Zukunft machst oder in denen du über die Vergangenheit nachdenkst und vergisst, im Moment zu sein.

Es ist tatsächlich recht herausfordernd, wenn du es mal ausprobierst. Probier es doch gerade jetzt einmal: Schließe deine Augen (nachdem du diese Anleitung zu Ende gelesen hast) und konzentriere dich auf deinen Atem – die Wahrnehmung der Luft, wie sie in deine Nase oder deinen Mund hineinströmt und deine Lungen füllt, und wie sie wieder herausströmt. Wenn andere Gedanken auftauchen, sei ihrer gewahr, erkenne an, dass sie da sind, und lass sie gehen (aber versuche nicht, sie zu verdrängen) und dann richte deine Aufmerksamkeit wieder auf den Atem.

Schwer, nicht wahr? Im Moment zu sein ist nicht so einfach, wie es auf Anhieb scheinen mag.

Es braucht Übung. Aber gelegentlich ist es machbar. Um dich zu inspirieren im Moment zu leben, hier ein Beispiel:

Niemandem gelingt es besser, im Moment zu sein, als Kindern. Ich liebe es, meinem dreijährigen Sohn Seth zuzuschauen, wenn er spielt. Er denkt nicht darüber nach, was ihm gestern passiert ist oder was er später noch tun wird. Er ist Spiderman und er bekämpft die Bösen, nichts sonst in dieser Welt existiert. Wenn ihn etwas verrückt macht, flippt er völlig aus – und nichts ausser dem, was ihn gerade verrückt macht, ist von Bedeutung in dieser Welt. Doch dann weint er und schon bald kehrt er vergnügt zu dem zurück, was er zuvor getan hat, ohne Groll oder Zorn. Er sorgt sich nicht um Morgen und allein schon deshalb liebe ich es, ihm zuzuschauen.
Wir sollten uns viel öfter von Kindern inspirieren lassen und manches mal ausprobieren, wie sie zu sein. Jesus lehrte uns „Seid wie die Kinder“, und das waren kluge Worte.